Entscheid muss einstimmig sein
EU könnte bald Steuern für Google, Facebook + Co einführen

Die grossen Internet-Konzerne wie Google oder Facebook sollen in der EU besteuert werden. Deutschland und Frankreich haben sich auf einen Kompromiss geeinigt, der aber nicht allen Staaten gefallen dürfte.
Publiziert: 04.12.2018 um 03:45 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2018 um 04:28 Uhr
Geht es nach Deutschland und Frankreich, werden Internetfirmen spätestens ab 2021 in der EU besteuert.
Foto: REUTERS

Deutschland und Frankreich haben sich auf einen Kompromiss zur Einführung einer Steuer auf grosse Internet-Konzerne wie Google oder Facebook verständigt. Falls bis zum Jahr 2020 auf Ebene der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) keine Lösung gefunden werde, solle ab dem 1. Januar 2021 eine europäische Steuer in Kraft treten, hiess es aus EU-Kreisen in der Nacht zum Dienstag.

Die Steuer soll drei Prozent des Umsatzes betragen, aber nur auf Werbeeinnahmen erhoben werden.

Die EU-Kommission hatte die Abgabe vorgeschlagen, weil international agierende Internet-Konzerne wegen fehlender Filialen in den Ländern ihrer europäischen Kunden deutlich weniger Steuern zahlen als traditionelle Firmen.

Verkauf von Daten ausgenommen

Anders als nach den Kommissionsplänen wollen Deutschland und Frankreich nicht auch den Verkauf von Daten besteuern. Mit der Besteuerung der Online-Werbeeinnahmen werde die Steuer aber «eine der profitabelsten Geschäftsaktivitäten» treffen, hiess es aus EU-Kreisen. Mitgliedstaaten könnten demnach auch auf nationaler Ebene entscheiden, die Besteuerung breiter anzulegen.

Die Finanzminister der 28 EU-Staaten beraten am Dienstag über die Digitalsteuer. Einige Staaten - allen voran Irland, das Facebook in Europa beherbergt - haben jedoch grundsätzliche Bedenken gegen das Projekt.

Entscheid muss einstimmig sein

Österreich, das derzeit den Vorsitz unter den EU-Staaten inne hat, drängt auf eine Einigung in der Digitalsteuerfrage. In Steuerfragen sind Beschlüsse besonders schwierig, da sie einstimmig gefällt werden müssen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron fordert seit Monaten einen schnellen Beschluss zu einer EU-Steuer, um den Bürgern vor der Europawahl im Mai 2019 konkrete Ergebnisse zu präsentieren. Die deutsche Regierung hatte lange Zeit nicht mitgezogen und statt dessen auf eine Einigung auf weltweiter Ebene gesetzt.

«Fair und wirksam»

In einer gemeinsamen Erklärung betonen Deutschland und Frankreich nach Angaben aus EU-Kreisen nun ihre «Entschlossenheit, eine faire und wirksame Steuer auf grosse Digitalunternehmen einzuführen».

Beide Seiten erwarten demnach, dass es bis 2020 eine Einigung auf OECD-Ebene zur Digitalbesteuerung geben wird, womit die EU-Steuer nicht nötig wäre.

Für den anderen Fall soll auf EU-Ebene bis spätestens März eine Richtlinie verabschiedet werden, die ab 2021 automatisch in Kraft treten würde. Die EU-Digitalsteuer würde nach den deutsch-französischen Plänen aber nur befristet bis 2025 gelten. (SDA)

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