Blutige Attacke in der norddeutschen Hafenstadt Hamburg: Ein Mann hat bei einem Messerangriff in einem Supermarkt im Stadtteil Barmbek einen Menschen getötet und auf seiner Flucht sechs weitere Menschen verletzt.
Der Mann war am Freitagnachmittag in einer belebten Einkaufsstrasse in das Geschäft gekommen und hatte laut der Polizei mit einem Küchenmesser wahllos auf Kunden eingestochen. Anschliessend flüchtete er, wurde aber von Passanten verfolgt und schliesslich überwältigt. Im Video ist zu sehen, wie mehrere Männer den Angreifer mit Stühlen bewerfen und ihm hinterherrennen.
Sein Motiv ist gemäss Polizei «noch nicht ganz klar». Nach der Verhaftung wurde dem Mann eine sogenannte Spuck-Maske, zum Schutz der Beamten, überzogen, die er beim Transport trug.
Terroristischer Hintergrund?
Laut Augenzeugen soll der Angreifer «Allahu Akbar» (arabisch für: «Gott ist am grössten») gerufen haben. Gemäss Polizeiangaben handelt es sich beim Tatverdächtigen um den 26-Jährigen Ahmad A., der in den Vereinigten Arabischen Emiraten geboren worden sei. Er reiste als Flüchtling über Norwegen, Schweden und Spanien nach Deutschland und soll immer wieder Asylanträge gestellt haben. Zuletzt wohnte in Hamburg in einem Flüchtlingsheim.
Ob seine Tat einen terroristischen Hintergrund hat, sei bislang noch unklar, sagte eine Sprecherin. Auch in diese Richtung werde ermittelt. Der Staatsschutz sei eingeschaltet. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete der «Tagesspiegel», der Tatverdächtige sei den deutschen Behörden als Islamist bekannt. Der Mann habe anscheinend aber auch unter psychischen Problemen gelitten und hätte regelmässig Drogen konsumiert.
Angreifer war ausreisepflichtig
Nach Angaben des Hamburger Bürgermeisters Olaf Scholz handelt es sich bei dem Täter «offensichtlich um einen Ausländer, der ausreisepflichtig war». Er habe aber nicht abgeschoben werden können, weil er keine Papiere hatte, teilte Scholz am Freitagabend mit. Den Opfern und Angehörigen drückte er sein Mitgefühl aus. «Zusätzlich wütend macht mich, dass es sich bei dem Täter offenbar um jemanden handelt, der Schutz bei uns in Deutschland beansprucht und dann seinen Hass gegen uns gerichtet hat.»
Ein 50-jähriger Mann starb bei der Messerattacke. Daneben wurden eine 50-jährige Frau und vier Männer im Alter zwischen 19 und 64 Jahren durch Messerstiche zum Teil schwer verletzt. Ein 35-Jähriger wurde zudem bei der Überwältigung des Messerstechers verletzt.
Polizei: «Definitiv ein Einzeltäter»
Kurz nach der Tat sicherten schwerbewaffnete Polizisten den Tatort. Rettungskräfte rückten mit einem Grossaufgebot an, auch ein Rettungshelikopter landete auf der Strasse. Es komme zu Strassensperrungen, teilte die Polizei mit. «Bereich bitte weiträumig umfahren!», schrieb sie auf Twitter.
Am frühen Abend waren die meisten Einsatzkräfte wieder abgerückt. Beamte der Spurensicherung untersuchten in weissen Schutzanzügen den Tatort. Ausserdem bat die Polizei die Bevölkerung auf Twitter um Mithilfe und um die Zusendung von Videos und Handy-Aufnahmen vom Tatgeschehen.
Ein Spezial-Kommando stürmte nach der Tat ein Flüchtlingsheim im Stadtteil Langenhorn, wo etwa 600 Flüchtlinge untergebracht sind. Die meisten stammen aus Syrien und Afghanistan. Ein Heimbewohner erzählt der «Bild»: «Er sagte, dass er als Zahntechniker in seiner Heimat gearbeitet hat.»
Hinweise auf einen etwaigen zweiten Täter gab es nicht. Verschiedene Medien hatten zunächst von einem möglichen Komplizen des Messer-Angreifers gesprochen. Nach Angaben der Polizei handele es sich aber «definitiv um einen Einzeltäter».
(gr/man/SDA)