Erbarmungslos brennt die Sonne vom Himmel. Erneut rollt eine Hitze-Welle über Europa. Temperaturen von bis zu 40 Grad sind keine Seltenheit mehr. Es ist viel zu heiss.
Nicht nur für uns Menschen. Auch die Natur leidet. In den vergangenen Tagen wurden bei Schaffhausen erste tote Fische gefunden, vor allem Äschen und Forellen. Gleichzeitig trocknen Flüsse, Bäche und Seen langsam aus.
Diese Dürre-Periode ist extrem. Sogar die Niederlande sind davon betroffen. «Die Niederlande sind ein Land des Wassers, aber auch hier ist Wasser kostbar», erklärte Infrastruktur- und Wasserminister Mark Harbers (53) am Mittwoch. Vorrang habe die Wassernutzung bei der Sicherung wichtiger Deiche, der Trinkwasserversorgung und der Energiegewinnung.
Wasserspar-Appell an die Bevölkerung
In einigen Teilen des Landes ist es Landwirten bereits untersagt, Bewässerungsanlagen auf ihren Feldern in Betrieb zu nehmen. Mehrere Kanäle wurden für den Schiffsverkehr gesperrt. Wegen der niedrigen Wasserstände fliesst teils Salzwasser aus dem Meer in Flüsse hinein.
Die Trockenheit im Land werde «immer sichtbarer in der Natur» und werde zunehmend «die sozialen Interessen» der Niederländer betreffen, erklärte Harbers. «Deshalb fordere ich alle Niederländer auf, genau zu überlegen, ob sie ihr Auto waschen oder ihren aufblasbaren Swimmingpool komplett befüllen sollten.»
So trocken wie seit mehr als tausend Jahren nicht
Auch Frankreich leidet unter der Trockenheit. Nach Einschätzung der Meteorologie-Behörde dürfte der Juli 2022 der trockenste Juli seit 1958 werden. In 90 von 96 Départements in Frankreich ist der Wasserverbrauch von den Behörden begrenzt worden.
Besonders schlimm ist es in Spanien und Portugal. Bereits der Winter war ungewöhnlich trocken. Jetzt kommt der Dürre-Sommer dazu.
Einer Anfang Juli in der Fachzeitschrift «Nature Geoscience» veröffentlichten Studie zufolge sind Teile Spaniens und Portugals so trocken wie seit mehr als tausend Jahren nicht mehr. Mögliche Folgen für den Olivenanbau werden befürchtet. Sie wären für Spanien fatal. Das Land produziert fast die Hälfte des weltweit hergestellten Olivenöls und exportiert die goldgrüne Flüssigkeit jährlich im Wert von umgerechnet 3,5 Milliarden Franken.
Brände haben jede Menge Land zerstört
Hinzu kommt: Die Dürre bildete die Grundlage für zahlreiche Brände. Nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus wurden in Italien seit Jahresbeginn mehr als 27'570 Hektar Land durch Brände verwüstet.
In Frankreich sind es bisher mehr als 39'900 Hektar, in Spanien mehr als 199'650 Hektar, in Rumänien mehr als 149'324 Hektar und in Portugal mehr als 48'100 Hektar. In den 27 EU-Mitgliedstaaten insgesamt verbrannten allein bis Mitte Juli knapp 517'890 Hektar Land. Damit wurde in diesem Jahr schon mehr Fläche vernichtet als im gesamten Jahr 2021.
Der grösste Brand in der Nähe der toskanischen Gemeinde Massarosa vernichtete demnach bereits mehr als 860 Hektar, rund tausend Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.