Bürgermeisterin muss nicht nur Finanzlöcher stopfen
Roms Strassen sind löchrig wie ein Emmentaler

Risse und Löcher im Asphalt schlucken in Rom zuweilen ganze Autos.
Publiziert: 17.03.2018 um 21:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:05 Uhr
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Parodie-Post über versinkende Bürgermeisterin Virginia Raggi (39).
Foto: zvg
Myrte Müller

Wer hat mehr Löcher? Rom oder der Schweizer Käse? Schwer zu sagen. Rom jedenfalls hat viele davon im Strassennetz. Ein grosses Problem, das durchschnittlich für 200 Unfälle am Tag sorgt. Darunter richtig tragische. Zuweilen öffnen sich die Schlaglöcher zu regelrechten Schlunden und verschlucken sogar ganze Autos. 

Anfang Januar klafft auf der Via Alghero ein Loch in der Grösse eines Pools. Die Strasse muss gesperrt werden. Zehn Tage später rutscht Ida Coscia (78) auf dem Weg zum Bäcker in einen metertiefen Spalt, der sich am Trottoir auftut. Glücklicherweise hält sie ein Passant an den Schultern fest, berichtet der «Corriere della Sera». Das Grosi kommt mit Schrecken und blauen Flecken davon.

Schuld sind Baupfusch und Schlendrian

Keinen Monat später, am 14. Februar, bricht in der Via Livio Andronica ein 15 Meter langes Stück Strasse ab und reisst vier PKW mit in die Tiefe. Im Südwesten der ewigen Stadt reisst am vergangenen Dienstag ein Seitenstreifen auf. Zwei Fahrzeuge versinken im neuen Graben, meldet «Romatoday». Verletzt wird wie durch ein Wunder niemand. 

Nicht Erdbeben, sondern jahrzehntelanger Schlendrian und Baupfusch sind die Ursachen des «rebellierenden» Strassenbelags. Manche Strassen gleichen Flickenteppichen. Wenn es dann regnet oder schneit, platzt der Asphalt auf.

Die Römer nehmen es mit bissigem Humor

Die Römer nehmen es mit Humor. Unzählige bissige Parodien pflastern das Netz. Da lobt die amtierende Bürgermeisterin Virginia Raggi (39) den Bau von «4000 neuen Swimmingpools». In einem anderen Post beschwichtigt sie aus einem Wasserloch: «Alles o.k. Ich kann noch stehen.» Ein Krokodil schnappt aus den Schlammloch des Asphalts nach Passanten und Autos. Und der Kino-Hit «La La Land» wird zum «La La Buca» (Buca heisst auf Italienisch Loch). 

Genug gelöchert! Jetzt will Virginia Raggi die Reissleine ziehen. Die Politikerin der Grillo-Partei Movimento 5 Stelle plant mit einer Investition von 17 Millionen Euro nicht Finanz-, sondern Schlaglöcher zu stopfen. In einem Monat sollen Spezialeinheiten 50'000 Löcher füllen und ebnen. Sogar Freiwillige melden sich zum Einsatz, ziehen mit Spaten und Zement durch ihre Nachbarschaft. 

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