Briten sprechen von «übertriebener Angstmacherei»
Schwangere sollen auch trinken dürfen

Ein Alkoholverbot für Schwangere geht zu weit, finden britische Experten. Eine Nulltoleranz sei nicht gerechtfertigt.
Publiziert: 18.05.2017 um 16:35 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:07 Uhr
Sie darf: Schwangere Frauen müssen nicht vollständig auf Alkohol verzichten.
Foto: Getty Images
Nicole Bruhin

Frauen, die während der Schwangerschaft Alkohol trinken: Kein Problem, finden britische Experten. Das britische Zentrum für Schwangerschaftsberatung und andere Expertengruppen sind sich darüber einig, dass dieses Thema überstigmatisiert sei, wie die Zeitung «The Guardian» berichtet. 

Damit wollen sie gegen die «übertriebene Angstmacherei» mobil machen. Die britische Gesundheitsbehörde verordnet in ihren Richtlinien von 2016 baldigen Müttern eine Nulltoleranz für Alkohol. Sogar Frauen, die schwanger werden wollen, empfiehlt sie Alkoholabstinenz.

Die Richtlinien besagen: «Wenn Sie schwanger sind oder eine Schwangerschaft planen, sollten Sie keinen Alkohol konsumieren. Damit entsteht kein Risiko für Sie und Ihr Baby.»

«Vom Sozialleben ausgeschlossen»

«Frauen werden so unnötig verunsichert», sagt Clare Murphy, Leiterin des britischen Schwangerschafts-Beratungszentrums. Das könne brutale Konsequenzen haben: «Frauen ziehen teils gar eine Abtreibung in Betracht bei einer ungeplanten Schwangerschaft, weil sie Angst haben, dem Kind bereits Schaden zugefügt zu haben.» 

Ein bis zwei Einheiten Alkohol seien völlig vertretbar, sagt sie der britischen Zeitung. Dies hätten die Richtlinien auch besagt – bis sie 2016 abgeändert wurden.

Ellie Lee, Leiterin für Erziehungskultur an der Universität Kent, geht noch einen Schritt weiter: «Solche Richtlinien schliessen Schwangere vom Sozialleben aus.» 

In der Schweiz wird generell keine Abstinenz für Schwangere vorgeschrieben. Laut der Organisation Sucht Schweiz gilt: «Nicht mehr als ein Standardglas pro Tag.»

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