Brexit-Zoff um Gibraltar
Briten fantasieren schon vom Krieg

Bei den Brexit-Verhandlungen will Spanien mehr Macht über Gibraltar. Die Briten sind sauer – und erinnern mahnend an den Falkland-Krieg.
Publiziert: 03.04.2017 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:45 Uhr

Kaum hat die britische Premierministerin Theresa May den Brexit-Brief unterschrieben, entbrennt der Streit um Gibraltar erneut. Wenn es nach der EU geht, soll die spanische Regierung ein Vetorecht bei Entscheidungen über die britische Enklave in Südspanien erhalten. Das passt den Briten nicht.

In London beginnt  das Säbelrasseln. Michael Howard, ehemaliger Vorsitzender der konservativen Tories, ist überzeugt: Theresa May würde auch vor einem Krieg nicht zurückschrecken. So wie Margaret Thatcher – die «Iron Lady» – damals gegen Argentinien. «Vor 35 Jahren entsandte eine andere Premierministerin Truppen um die halbe Welt, um die Freiheit einer kleinen Gruppe Briten vor einem anderen spanischsprachigen Land zu schützen», sagt Howard im «Guardian».

Margaret Thatcher schickte damals eine Invasionsflotte zu den Falklandinseln, nachdem Argentinien diese am 1. April 1982 besetzt hatte. Mit zwei Flugzeugträgern, 42 Kriegs- und 22 Versorgungsschiffen sowie 3000 Soldaten holte sich die Eiserne Lady die Falklandinseln zurück. Während des zwölfwöchigen Krieges starben 649 argentinische und 255 britische Soldaten.

Die Enklave Gibraltar wird einmal mehr zum Zankapfel.
Foto: Reuters
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«Wir können Spanien immer noch kaputt machen»

Mahnend erinnert man in Grossbritannien an den Triumph: Die britische Marine sei zwar deutlich schwächer als während des Falklandkrieges, sagt der britische Konteradmiral Chris Parry zum «Daily Telegraph». «Aber wir könnten Spanien immer noch kaputt machen.»

Parry war als Offizier im Falklandkrieg im Einsatz und stieg danach zu einem hochrangigen Offizier der Royal Marine auf. Er spielt auf den Seekrieg der beiden Nationen im 16. Jahrhundert an, bei dem die Briten als Sieger hervorgingen.

Der Krach begann, nachdem EU-Ratspräsident Donald Tusk am Freitag einen Entwurf der Brexit-Verhandlungsleitlinien präsentierte. Darin steht: «Wenn das Vereinigte Königreich die Union verlässt, darf kein Abkommen der EU mit dem Vereinigten Königreich ohne Einverständnis zwischen dem Königreich Spanien und dem Vereinigten Königreich auf das Gebiet von Gibraltar angewandt werden.»

Das war möglich, weil die spanische Regierung einen diplomatischen Fehler der britischen Premierministerin ausnutzte. In ihrer Rede zur Aufkündigung der britischen EU-Mitgliedschaft betonte Theresa May am Mittwoch zwar, dass London nicht in Verhandlungen über Gibraltars Souveränität eintrete, wenn dies die Bewohner nicht wünschten.

May versäumte es aber, diese Position im EU-Kündigungsschreiben zu erwähnen. Spanien forderte darauf von der EU, dass die Veto-Klausel in den Verhandlungspapieren aufgenommen wird – mit Erfolg.

«Gibraltar steht nicht zum Verkauf»

Am Wochenende betonte London, dass Grossbritannien an den Ansprüchen auf die Enklave festhält. Ohne das Einverständnis der örtlichen Bevölkerung werde sie «niemals» zulassen, dass Gibraltar der britischen Kontrolle entgleitet. Dies versicherte Theresa May am Sonntag dem Regierungschef von Gibraltar, Fabian Picardo. Sie wolle eng mit Gibraltar zusammenarbeiten, um bei den Brexit-Verhandlungen «das bestmögliche Ergebnis zu erzielen», sagte sie in einem Telefonat. 

Der britische Aussenminister Boris Johnson schrieb im «Sunday Telegraph», Gibraltar stehe «nicht zum Verkauf» und sei auch «keine Verhandlungssache». An der Souveränität des Gebiets werde sich ohne Zustimmung Grossbritanniens und der Bevölkerung Gibraltars nichts ändern.

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Spaniens Aussenminister Alfonso Dastis versuchte am Sonntag, die Wogen zu glätten. Der Zeitung «El País» sagte er, sein Land beabsichtige nicht, die Grenze zu Gibraltar nach dem Austritt Grossbritanniens aus der EU zu schliessen. Ziel sei es, dass die ausserhalb Gibraltars lebenden Spanier, die in der britischen Exklave arbeiteten, dies auch weiterhin tun könnten. (rey/SDA)

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