Das Missionieren auf der indischen Insel der Sentinelesen hat der Amerikaner John Allen Chau (†27) mit dem Leben bezahlt. Als er vor wenigen Tagen einen Fuss auf die abgelegene Insel des indigenen Stammes setzte, durchlöcherten ihn die Eingeborenen mit einer Pfeilsalve.
Nach dem Angriff haben die Inselbewohner dem Eindringling ein Seil um den Hals gelegt, die Leiche weggezogen und am nächsten Tag an einem unbekannten Ort auf der Insel begraben.
Aus sicherer Distanz beobachtet
Die indische Polizei versuchte anfänglich, die Leiche des christlichen Missionars zu bergen. Sie bezog in ihre Bemühungen Anthropologen, Forstbeamte und auf Ureinwohner spezialisierte Sozialarbeiter mit ein. Von einem Schiff und einem Helikopter aus wurde die Insel aus sicherer Distanz beobachtet. Das Bergungsteam konnte aber nicht feststellen, wo sich die Leiche befinden könnte.
Nun haben die Inder die Bergung offenbar abgebrochen. Grund: Einerseits wolle man das Urvolk nicht stören, andererseits sei die Aktion zu gefährlich. Denn die Ureinwohner schiessen auf alles, was sich ihrer knapp 60 Quadratkilometer grossen Insel North Sentinel nähert.
Bergung auch für Urvolk gefährlich
Der Abbruch der Bergung geschah offenbar auf Empfehlung der Organisation Survival International, die sich für Urvölker einsetzt. Deren Direktor Stephen Corry (67) sagte: «Die Leiche von Herrn Chau sollte in Ruhe gelassen werden, genauso wie die Sentinelesen. Jeder Versuch der Bergung ist unglaublich gefährlich, sowohl für die indischen Beamten als auch für die Sentinelesen, die von eingeschleppten Krankheiten wie Grippe oder Masern ausgelöscht werden könnten.»
Mit dem Rückzug der Behörden wird die Tötung selber wohl keine rechtlichen Konsequenzen haben. Möglicherweise werden aber jene Fischer bestraft, die Chau verbotenerweise zur Insel gefahren hatten.