Erste Hinweise auf den Tod von Ri Yong-gil gab es am 7. Februar, als der Militärchef nicht bei den offiziellen Feierlichkeiten zum Start von Nordkoreas erster Langstreckenrakete, erschien. Auch anderen offiziellen Partei-Terminen blieb er fern. Ebenfalls auffällig: Die staatliche Zeitung «Rodong Sinmun» nennt neu den früheren Sicherheitschef Ri Myong-su als Militärchef.
Ri Yong-gil sei gemäss einem Insider Anfang Februar hingerichtet worden. Der angebliche Grund: Korruption und persönliche Bereicherung. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass Ri Yong-gil den Diktator mit einer abweichenden Meinung zur Militärstrategie verärgert hat.
Die Hinrichtung des Militärchefs, welcher seit 2013 im Amt war, folgt auf diverse andere seit Kims Machtübernahme.
- Ende April liess er Verteidigungsminister Hyon Yong-chol hinrichten. Der Grund: Er sei bei einer Parteiveranstaltung eingedöst.
- Im Januar 2015 liess er General Pyon In-son hinrichten. Dieser wagte es, Kim Jong Un zu widersprechen.
- Ende 2013 wurde Kims Onkel und Mentor, Jang Song-thaek, hingerichtet – weil er ein Verräter sei.
- Auch seine Tante Kim Kyung Hee, seit Jahren im engen Führungszirkel, lies Kim töten. Sie wurde seit September 2014 nicht mehr gesehen, offenbar liess er sie vergiften.
Experten deuten die Hinrichtungen hochranginger Nordkoreaner als Unsicherheit. Nordkoreaexperte Michael Raska von der S. Rajaratnam School of International Studies in Singapur sagt zu «Die Welt»: «Als so junger Staatsführer hat er nicht die Seniorität, die aus traditioneller konfuzianischer Perspektive nötig wäre. Der einzige Weg für ihn, am Ruder zu bleiben, ist eine Politik der Angst.» (any)