Chinas Weg zur weltweit führenden Wirtschaftsnation ist hart und steinig. Eines der derzeit grössten Probleme: Abfall. Längst produzieren Menschen und Unternehmen mehr Müll, als auf traditionelle Weise verarbeitet werden kann. Unter anderem deshalb hat China vor einigen Monaten den Import von Plastikmüll gestoppt und westliche Länder damit vor grössere Probleme gestellt.
Um den Unrat loszuwerden, haben einige Chinesen begonnen, Kakerlaken zu züchten. Die Insekten sollen den Müll fressen, mit dem der Mensch nicht fertig wird. Ausserhalb der 7-Millionen-Stadt Jinan etwa, nicht weit von Peking entfernt, werden jeden Tag eine Milliarde Kakerlaken mit 50 Tonnen Küchenabfällen gefüttert! 50 Tonnen, das ist ungefähr das Gewicht von sieben ausgewachsenen Elefanten.
Liu Yusheng, Präsident der Firma, der die Kakerlaken gehören, plant 2019 drei weitere solcher Farmen in Jian aufzubauen, wie er der Nachrichtenagentur Reuters berichtet: «Kakerlaken sind ein biotechnologischer Weg für die Umwandlung und Verarbeitung von Küchenabfällen». Die Kakerlaken hätten zudem noch weitere Vorteile, sie könnten beispielsweise als Futter für Schweine verwendet werden.
6 Milliarden Kakerlaken
Noch grösser als Yushengs Betrieb ist eine Farm in der Provinz Sichuan: Eine Firma namens Gooddoctor hält sich dort sechs Milliarden Kakerlaken. Fast so viele, wie es Menschen auf der Welt gibt. «Die Essenz der Kakerlaken kann gebraucht werden, Wunden zu heilen oder Geschwüre zu operieren», sagt Wen Jianguo, ein Manager bei Gooddoctor. Sogar bei Magenkrebs sollen sie eingesetzt werden, bisher glauben allerdings nur die Chinesen an die Heilkräfte der Tiere. In anderen Ländern hingegen werden Medikamente, die aus Kakerlaken hergestellt werden, nicht ernst genommen. Kakerlaken gelten vorderhand hauptsächlich als eklige Tiere.
Gut vorstellbar deshalb, dass die Ungeziefer-Farmen bald als Grundlage für Horror-Filme genommen werden. Was passiert beispielsweise, wenn es den Tieren gelingt, auszubrechen? Die Besitzer sagen, dass sie in einem solchen Fall vorgesorgt hätten. Man muss ihnen glauben. Denn kommen die Kakerlaken frei, dürften sie rasch zur Plage werden. Sie vermehren sich blitzschnell und haben keinerlei Probleme, sich verschiedensten Umweltbedingungen anzupassen. Kakerlaken eben.