«Marche blanche»-Gründerin Christine Bussat verteidigt Züchtigung
«12-Jährige beeindruckt man nicht mit TV-Verbot»

Kinderschützerin Christine Bussat findet es richtig, dass Eltern ihre Kinder auch mal ohrfeigen dürfen. Die Kämpferin gegen Pädophile stellt sich damit hinter ihre Partei.
Publiziert: 14.05.2016 um 13:42 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 23:07 Uhr
FOTO: Christine Bussat, Mutter der Volksinitiative «Pädophile sollen nicht mehr mit Kindern arbeiten dürfen», ist für das Recht der Eltern, jugendliche Kinder zu schlagen.
Foto: GIAN EHRENZELLER
Sermîn Faki

Die SVP Waadt fordert, dass Eltern ihre Kinder wieder schlagen dürfen (BLICK berichtete). In der Mutterpartei kommt das gar nicht gut an. Die Berner Nationalrätin Nadja Pieren, Leiterin eines Kindergartens und SVP-Verantwortliche für Familienpolitik, findet die Forderung «verwerflich». «Ein Kind schlägt man nie» sagt sie. Ein Erwachsener habe es nicht nötig, jemandem, der viel schwächer ist, Schmerzen zuzufügen. «Kinder zu schlagen ist ein Zeichen von Schwäche», stellt sie klar. Sollte die Forderung auch in der SVP Schweiz aufkommen, werde sie sich entschieden dagegen wehren.

Bussat sieht Notwendigkeit bei Jugendlichen

Unterstützung erhält die SVP Waadt aber von einer prominenten Kinderschützerin: Christine Bussat, Mutter der Unverjährbarkeits- und der Pädophilie-Initiative, stellt sich zwar nicht völlig hinter die Partei, der sie vor kurzem selbst beigetreten ist. Sie sei mit der Forderung so nicht einverstanden. Kinder sollte man nicht schlagen, so Bussat.

Aber: «Eine Ausnahme würde ich bei Jugendlichen machen. 12-Jährige kann man nicht mehr mit TV-Verbot beeindrucken, das weiss ich als Mutter selbst.» Für sehr schlimme Beleidigungen müssten Eltern mit einer Ohrfeige drohen dürfen. «Doch damit dies glaubwürdig ist, muss man die Drohung auch wahrmachen können.»

Obwohl ihre Partei deutlich weitergeht, liegt Bussat nicht im Clinch mit der SVP Waadt. Sie will auch weiterhin dort politisieren. «Dies Forderung nach dem Züchtigungsrecht ist für mich kein Grund, aus der Partei auszutreten»,  sagt sie. Sie habe schliesslich auch in der Gleichstellungs- und Frauenpolitik ganz andere Ansichten. «Aber in den meisten Fragen, etwa in der Migrationspolitik, teile ich die Meinung der SVP.»

Gegen antiautoritäre Erziehung

Ausgangspunkt der Kontroverse ist ein Positionspapier, mit dem SVP Waadt in die kantonalen Wahlen 2017 zieht. Darin fordert die Sünneli-Partei, dass die Eltern wieder das Recht erhalten, ihre Kinder zu züchtigen. «Eltern haben eine Erziehungspflicht gegenüber ihren Kindern» erklärte Generalsekretär Kevin Grangier.

«Die können sie nur ausüben, wenn sie dabei auch auf Zwangsmittel zurückgreifen können», ist er überzeugt. In der heute liberaleren, seiner Meinung nach antiautorären Erziehung sieht er die Ursache für viele Probleme. «Eine erzieherische Ohrfeige sorgt dafür, dass Kinder auch später eher fähig sind, sich in die Gesellschaft einzufügen.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?