Champions League am TV nur noch gegen Bezahlung
Bigler schiesst Eigentor

Jetzt wird der Abstimmungskampf um die SRG spannend wie ein Penaltyschiessen! Gegner und Befürworter nehmen die Sportübertragungen des SRF ins Visier.
Publiziert: 02.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:57 Uhr
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Gibts die Königsklasse in der Schweiz bald nur noch im Pay-TV?
Von Christof Vuille und Matthias Halbeis

Gewerbeverbands-Boss Hans-Ulrich Bigler, der das Referendum gegen die Finan­zierungsvorlage ergriffen hat, möchte die Festung Leutschenbach schleifen. Ziel: Die Gebühren sollen um die Hälfte sinken.

Wegfallen könnten zum Beispiel Champions-League-Spiele. «Wenn ich mir Bayern gegen Barcelona anschauen will, müsste ich dafür künftig vielleicht etwas bezahlen», so Bigler in der «Nordwestschweiz».

Diese Ansage lässt bei den Gegnern des FDP-Mannes die Alarmglocken schrillen. «Das Gewerbe will die Schweizer Fussballfans abzocken», sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas. Der Co-Präsident des Ja-Komitees für die Radio- und Fernsehgesetz-Revision (RTVG) sieht auch gleich noch die Übertragungen von Formel-1-Rennen und Tennismatchs in Gefahr.

Er spricht von einem «grandiosen Eigentor» Biglers. «Wird der Service public der SRG durch Bezahlprogramme abgelöst, werden nach Biglers Rezept auch andere Zuschauergruppen künftig massiv zur Kasse gebeten», ist Candinas überzeugt.

Auf Anfrage will Bigler den Ball flachhalten. Dass Candinas versuche, aus seinen Aussagen Kapital zu schlagen, sei «absurd» und «billige Stimmungsmache». Er habe bloss zeigen wollen, dass eine Service-public-Diskussion angezeigt sei. «Dieser Debatte hat sich Doris Leuthard verweigert», ärgert sich Bigler. Die SRG habe «grundsätzlich Sparpotenzial».

Neben der Champions League kämen dafür zum Beispiel «seichte Unterhaltungsshows, die auch von Privaten produziert werden können», in Frage. Konkrete Sendungen will er keine nennen. Ihm gehe es ums Grundsätzliche: «Wir können nicht über die Finanzierung befinden, wenn wir gar nicht wissen, was eigentlich bezahlt werden soll.» Deshalb brauche es am 14. Juni ein Nein.

Candinas hingegen warnt vor «italienischen Verhältnissen». Dort bezahlen Zuschauer für Fussballspiele des Pay-Senders Sky pro Jahr fast 400 Franken. Etwa gleich viel wie die neue Medienabgabe für jedermann kosten soll, wenn das Volk die Revision im Juni annimmt. Auch wenns bei der Champions-League-Diskussion um den Service public und nicht direkt um die Abstimmung geht: Sagen Fussball-Fans wegen dem Eigentor Ja, dann dreht das Spiel.

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